Mega-Investition im Chemie-Park
Stader Tageblatt, Lars Strüning, 18.11.2024
Im Stader Chemie-Park tut sich was in Sachen Energiewende: Geplant ist, einen Elektrolyseur zu bauen, der grünen Wasserstoff produziert. Erste Infos wurden am Montag bekannt.
Stade. Was ist geplant? Im Industrie-Park an der Elbe entsteht bis Ende 2028 ein 100-Megawatt-Elektrolyseur. In seiner finalen Ausbaustufe könnte das Vorhaben ab 2030 mit 500 Megawatt rund fünf Prozent des Bedarfs an grünem Wasserstoff in Deutschland abdecken, so die Projektentwickler.
Platz im Chemie-Park der Dow ist reserviert
Hanseatic Hydrogen heißt das neue Unternehmen, das grünen Wasserstoff herstellen will, „um energieintensive Industrien zu dekarbonisieren und den Wasserstoffhochlauf zu beschleunigen“, so die Presseinformation von Montag. Die Projektpartner (siehe unten) haben sich dafür den Standort im Chemie-Park in Stade gesichert und jetzt „eine umfassende Vorplanung abgeschlossen“. Hanseatic Hydrogen will einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag investieren.
Der beschlossene Anschluss des Dow-Geländes an das nationale Wasserstoffnetz 2028 gab jetzt den Anstoß, in die nächste Phase zu starten. Aktuell bereite Hanseatic Hydrogen die Genehmigungsunterlagen für das Projekt vor. Der Baubeginn des 100-Megawatt-Elektrolyseurs ist für 2026 festgelegt. Wichtig für die Planer: Gibt es genug Unternehmen in Deutschland, die bereit sind, den grünen Wasserstoff einzusetzen? Bis 2028 soll die Anlage in Betrieb gehen.
Grüner Wasserstoff aus Stade für Deutschland
„Mit der Genehmigung des Wasserstoff-Kernnetzes wurde eine große Hürde genommen“, so Sonja Leykam, Director Business Development bei Hanseatic Hydrogen. Die deutsche Industrie benötige zeitnah und verlässlich grünen Wasserstoff. Er soll in Stade direkt ins Netz eingeleitet werden. Lkw kommen nicht zum Zuge. Für den Bezug des hohen Strombedarfs und fürs Handeln mit den grünen Molekülen sucht Hanseatic Hydrogen noch einen Partner. Allein das Stahlwerk in Salzgitter benötige 150.000 Tonnen im Jahr.
Wieso fiel die Wahl auf Stade? „Stade ist sehr interessant“, sagt Leykam. Nicht nur wegen des Anschlusses ans nationale Wasserstoffnetz, sondern auch wegen des Tennet-Umspannwerks auf dem Dow-Gelände, wo grüner Strom aus dem Norden zur Verfügung steht. Strom ist die Grundlage, damit in der Elektrolyse Wasser in H2 (Wasserstoff) und O (Sauerstoff) getrennt werden kann. Mit Ökostrom wird der Wasserstoff grün. Außerdem könnte der grüne Wasserstoff in den Salzkavernen von Harsefeld zwischengelagert werden. Das ist noch nicht alles.
Wie profitiert der Standort Stade? Der Chemie-Park und die Region könnten mehrfach von der Ansiedlung profitieren. Es entstehen neue Jobs und ein neuer Gewerbesteuerzahler siedelt sich an. Hanseatic Hydrogen vernetzt sich zudem mit den Unternehmen vor Ort.
Dow liefert Wasser und erhält Sauerstoff
Von der Dow könnte gereinigtes Wasser aus der Produktion bezogen werden, das ursprünglich aus der Elbe stammt und dort auch wieder hinfließt. Den gewonnenen Sauerstoff wiederum könne die Dow gut gebrauchen für die Kläranlage. Die Wärme aus dem Elektrolyseur könnte im LNG-Terminal eingesetzt werden, um das tiefgekühlte Gas aufzuwärmen. „Die Region verfügt durch seine geografische Lage über ideale Voraussetzungen für die Herstellung, den Transport und die Speicherung von Wasserstoff“, sagt Johann Killinger, geschäftsführender Gesellschafter der Buss-Gruppe.
Wer steckt dahinter? „Erfahrene Projektpartner mit klarem Realisierungsplan“ heißt es in der Mitteilung von Montag. Für das Projekt Hanseatic Hydrogen haben die Unternehmen Buss-Gruppe, HAzwei sowie die KE Holding ihre Expertise in einem Konsortium gebündelt. Die finale Investitionsentscheidung für das Joint Venture will das Konsortium 2026 treffen.
Das sind die drei Partner von Hanseatic Hydrogen
Die Buss-Gruppe ist Expertin für Energiehäfen und seit vielen Jahren im Stader Seehafen verankert. Sie gehört zu den Initiatoren und Gesellschaftern des Hanseatic Energy Hubs, Deutschlands erstem landbasierten Terminal für verflüssigte Gase. HEH will in Stade gut eine Milliarde für das LNG-Terminal investieren. Die Bauarbeiten haben im Sommer begonnen. Zudem betreibt die Buss-Grupe nach eigenem Bekunden einen der größten Offshore-Windhubs Europas im niederländischen Eemshaven.
Die HAzwei ist im Bereich Wasserstoff und erneuerbare Energien unterwegs. Kernkompetenz der HAzwei mit Sitz in Hannover sei die Projektentwicklung für Wind-, PV- und Wasserstoffprojekte. Das Unternehmen wurde von Avacon und HanseWerk gegründet.
Die Inhaber der KE Holding seien ebenfalls seit vielen Jahren vor Ort aktiv und brächten als familiengeführte Vermögensverwaltung Erfahrungen in der Umsetzung von Windenergie und Biomassekraftwerken in das Projekt ein, so die Mitteilung.